Dresden braucht Bilder …
Gestern, zum Montag, gab es einmal mehr eine Ausstellungseröffnung in der Kunststadt Dresden. Das passiert in der Stadt, die sich mit den vielen Galerien und den barocken Ausstellungsresidenzen schmückt, öfters. Im Schatten dieser Möglichkeiten gab es am Montag (24.04.2019) eine kleine, nicht minder spannende Ausstellungseröffnung in der „Grünen Ecke“. Erik Marquardt, Fotograf und Kandidat für die Europawahl B90/Grüne sowie der Dresdner Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn haben zum Vortrag bzw. zur Bilderschau geladen. Das grüne Bürgerbüro am Eingang des Hechtviertels wird für den Abend kurzerhand zum Galerie- und Vortragsraum umfunktioniert. Am Abend, als Erik Marquardt von seinen Eindrücken und Erlebnissen von den Fluchtrouten nach Europa berichtet, war die Galerie gut besetzt.
Titel der Ausstellung ist „Flucht nach Europa“. Das Plakat zeigt ein überfülltes Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer, weitere Bilder in der Ausstellung zeigen Menschen in Lagern, Menschen bei der Landung in Europa und Menschen deren Sehnsucht einfach nur Frieden ist. Marquardt will Politik machen. Er ist ein junger Fotograf mit Leidenschaft zum Engagement. Er zeigt die Flucht mit ihrer Auswirkung in seinen Bildern, das macht er gut. Seine Bilder wirken. Schaut man sich auf seiner Webseite um, wird schnell klar, Marquardt kann nicht anders. Versucht man durch die Welt seiner Bilder zu blicken oder gar seine Perspektive einzunehmen, erkennt man die Ursache seines Engagements. Die Fotos, die er zeigt sind gut, wir kennen sie aber alle schon! Sie zeigen das Leid, das wir meinen auch zu kennen. Diese Fotos zeigen bekannte Szenen von Flüchtenden, die sich auf den Weg nach Europa gemacht haben. Was wir aber nicht kennen, ist der Geruch einer Flucht, der Gestank im Lager, die Kälte, wenn es doch nur eine dünne Plane ist, die uns von den Minusgraden da draussen trennt. Jetzt wird auch klar warum der Fotograf Erik Marquardt auch der Politiker Erik Marquardt sein möchte. Seine Erfahrungen machen in zu einem Insider! Er möchte so gesehen nicht nur mit seiner Fotografie bewegen. Er will mehr aus seinem Wissen über Vertreibung, Krieg und Flucht machen.
Dresden, wenn auch man eine Stadt nicht wirklich anonymisieren kann, braucht dringend Bilder, die Empathie wecken. Die Ausstellung ist daher unsere Empfehlung. Texte unter den Fotos begleiten und erklären. Die Bilder sprechen für sich, da sie deutlich und kompromisslos zeigen, was wir schon nicht mehr sehen können. Und dennoch kann man die Bilder auf sich wirken lassen, da sie gelungen komponiert sind und eines der zeitgenössischen Narrative gut und schlüssig auflöst.
Ausstellung: „Flucht nach Europa“
Künstler: Erik Marquardt (Fotograf)
Galerie: Bürgerbüro “Grüne Ecke”
Bischofsplatz 6, 01097 Dresden